Die Amphibienbestände haben in den letzten Jahren vielerorts stark abgenommen. Laut Mitteilung des Bundesamtes für Naturschutz ist in Deutschland jede zweite Amphibienart gefährdet. Wie ist die
Situation dieser Artengruppe in Edertal?
Größere Bestände gibt es nur noch von Wasserfröschen, Erdkröten und Molchen. Seit längerer Zeit ausgestorben ist die Gelbbauchunke, von der es zuletzt ein Vorkommen bei Anraff gab. Ausgestorben
ist auch die Kreuzkröte, deren letztes Vorkommen im Naturdenkmal "Sengelsberg" bei Böhne nicht durch geeignete Pflegemaßnahmen gesichert werden konnte. Nicht mehr nachgewiesen wurde in den
letzten Jahren ebenfalls die Geburtshelferkröte, von der Hartmut Mai für sein 1989 erschienenes Buch "Amphibien und Reptilien im Landkreis Waldeck-Frankenberg" noch 21 Laichplätze im Raum Bad
Wildungen/Edertal gefunden hatte.
Das einzige nennenswerte Laubfrosch-Vorkommen existiert noch im ehemaligen Kiesgrubengebiet zwischen Mehlen und Giflitz; der Bestand hat leider in den letzten Jahren deutlich
abgenommen. Interessant ist, dass 2021 ein einzelnes Tier auf einem Sonnenblumenblatt einer Blühfläche am Rande des Nationalparks bei Mehlen fotografiert werden konnte.
Dramatisch ist die Bestandssituation beim Grasfrosch. In seinem Buch hatte Hartmut Mai Ende der 1980er Jahre den Grasfrosch noch als die häufigste Amphibienart in
Waldeck-Frankenberg bezeichnet, die flächendeckend verbreitet und somit nicht bestandsbedroht war. Aktuell liegen keine Beobachtungen von Grasfröschen oder Funde von Laichballen aus Edertal vor.
Eine Umfrage bei den NABU-Gruppen im Kreisgebiet ergab, bezogen auf die Jahre 2021 und 2022, lediglich 22 Meldungen, keine davon bezog sich auf ein größeres Vorkommen.
Der Grasfrosch stellt an seine Laichgewässer nur geringe Ansprüche, er benötigt allerdings in deren Nähe möglichst extensiv genutzte Feuchtwiesen. Diese Habitat-Kombination ist sicher nur noch
selten zu finden. Zudem dürften sich zusätzlich zu vielfältigen anderen Gefährdungen wie Verlust von Kleingewässern, Insektenschwund und Pestizideinsatz die vergangenen Trockenjahre beim
Grasfrosch besonders negativ ausgewirkt haben.
Der NABU bittet um Mitteilungen zu Beobachtungen von Grasfröschen, um ggf. Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.
Noch relativ häufig, aber auch mit stark abnehmender Tendenz ist die Erdkröte.
An dem Amphibienzaun im Schifftal bei Gellershausen hat Paul Schüßler im Jahr 2018 mit Hilfe von Fangeimern den Bestand erfasst, um diesen in Hinblick auf die notwendige Erneuerung der
Anlage beurteilen zu können. Insgesamt zählte er immerhin 1052 Erdkröten.
Eine drastische Abnahme der Erdkröten-Wanderung wurde hingegen am Amphibienzaun bei Anraff festgestellt. Die Wanderung hat sich dort zudem stärker in Richtung Wega verlagert, wo sich kein Zaun
befindet. Hier erleiden etliche Kröten den Straßentod.
Gut vertreten sind im Edertal hingegen die Wasserfrösche. Sie leben vor allem in den ehemaligen Kiesgruben, wo im Frühjahr ihr lautstarkes Konzert zu hören ist. Von dort wandern
sie auch in Gartenteiche ein, die keinen Fischbesatz aufweisen. So wurde zum Beispiel sogar ein Vorkommen außerhalb des Edertals in Böhne gemeldet.
Aus der Gruppe der Molche sind in Edertal Berg-, Teich- und Fadenmolch vertreten. Ein Kammmolch-Vorkommen ist nicht bekannt. Feuersalamander leben vor allem in den sauberen Bächen des
Nationalparks, zum Beispiel im Heimbachtal bei Kleinern.
Aktiver Amphibienschutz
Der Amphibienschutz bildet in der Arbeit des NABU Edertal seit vielen Jahren einen Schwerpunkt. Es gibt drei Amphibienzäune. Der älteste bei Gellershausen wurde kürzlich im
Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde inklusive der Durchlässe erneuert und ist jetzt leichter zu pflegen. Eine gut funktionierende Anlage gibt es auch bei Bringhausen. Da diese
der Erhaltung der Erdkröten-Population im Nationalpark dient, kümmert sich dessen Verwaltung um die Anlage. Den Zaun bei Anraff betreut eine Gruppe von Frauen. Da Durchlässe
fehlen, müssen die Kröten eingesammelt werden, wenn sie aus dem Roten Berg zu ihren Laichgewässern wandern. |
Wolfgang Lübcke