Die Ziegeneiche

Das Wahrzeichen von Königshagen

Fotos: Ziegeneiche von Königshagen (Frederik Garus), Blick in die Baumkrone mit erkennbaren Bruchstellen (Wolfgang Lübcke)

Die Ziegeneiche bei Königshagen ist das Wahrzeichen des idyllisch gelegenen Dorfes und eines von 14 Edertaler Naturdenkmalen. Ihr Name erinnert an die Zeiten, als es in Königshagen noch eine Ziegenherde gab.
Ein Naturdenkmal ist ein unter Naturschutz stehendes Landschaftselement. Dabei handelt es sich um Einzelobjekte wie zum Beispiel alte Bäume oder Gebiete von geringer Flächengröße. Die Ziegeneiche erhielt das Prädikat als Naturdenkmal vom Landkreis Waldeck-Frankenberg aufgrund ihrer Eigenart und Schönheit, aber auch wegen ihrer historischen Bedeutung.

Die mächtige Traubeneiche steht am Waldrand etwa 500 Meter nördlich von Königshagen am ehemaligen Schulfestplatz. Im Winter kommt ihre Wuchsform mit der breit ausladenden Krone besonders gut zur Geltung. Ihr Stamm hat einen Umfang von 5,6 Meter und in Brusthöhe einen Durchmesser von 1,6 Meter.


Im Jahre 1943 hat die Krone durch ein schweres Gewitter mit Hagel schwer gelitten, sie verlor damals sechs Raummeter Holz. Heute sieht man das der Kronenform nicht mehr an, aber die „Narben“ sind noch zu entdecken.

An dem Baum ist eine Tafel mit einem Gedicht “Die Eiche von Königshagen“ angebracht, das von dem früheren Bergheimer Dekan Karl Hopff stammen soll. Die erste Strophe lautet:
Am Waldecker Land auf bergigen Höh`n
Weit sichtbar nach allen Seiten,
steht einsam ein Eichenbaum, gewaltig und schön,
und trotzt dem Sturm der Zeiten.
Die knorrigen Zweige mit dichtem Geäst
zum Himmel empor sich entfalten,
indessen die Wurzeln tief und fest
die Erde umklammert halten.

Das Alter solcher allein stehender Eichen, so genannter Solitärbäume, wird oft überschätzt. Die Ziegeneiche ist nicht, wie mal vermutet, 500 bis 600 Jahre alt, sondern wurde um das Jahr 1796 gepflanzt. Unter Berücksichtigung ihres möglichen Alters zu diesem Zeitpunkt ist sie höchstens 250 Jahre alt, aber gleichwohl ein sehr beeindruckender Baum.

Ursprünglich war die Ziegeneiche im Besitz des Fürstlich Waldeckischen Domaniums. Im Zuge der Verkoppelung, der Flurbereinigung, richtete der für diese zuständige Regierungsrat Reinhard 1904 ein Schreiben an die Domänenkammer in Arolsen, in dem es heißt:
Es ist Wunsch der Eingesessenen von Königshagen, dass diese Eiche, welche nicht nur eine Zierde für den Schulfestplatz sein wird, sondern auch zur Verschönerung der ganzen Gegend beiträgt, erhalten bleibe.
Der Gemeinde wurde so der Baum mit samt der einen Morgen großen Wiese unentgeltlich übertragen, aber mit der Auflage, dass die Gemeinde niemals eine Fällung der Eiche vornehmen darf.


Geeigneter Ausgangspunkt für einen Spaziergang zur Ziegeneiche ist die Grillhütte „Unter den Linden“ am oberen Dorfrand, in Richtung Waldhof. Zur Ziegeneiche links abbiegen. Der Weg führt bergauf, aber der etwa 15-minütge Spaziergang wird nicht nur durch den Anblick der Eiche belohnt, sondern auch durch einen herrlichen Fernblick auf Königshagen und weithin über die Berge des Kellerwalds.


Zurück im Dorf ist ein Besuch des Hirtenhauses neben der Kirche empfehlenswert. Das um 1800 errichtete Fachwerk-Gebäude ist ein an einer Achse gespiegeltes Doppelhaus, wie man es nur selten findet.

Wolfgang Lübcke